Auf dem Sprung vom Hindukusch in die Heimat

Regen/Mazar-e-Sharif. „Ja, die größte Anspannung ist jetzt abgefallen“, sagt Oberstleutnant Heiko Diehl. Wie berichtet, sind alle Regener Afghanistan- Soldatenmittlerweile im Feldlager in Mazar-e-Sharif untergebracht. Der Großteil der Regener Soldaten wirdEnde November wieder in der Heimat sein, für die meisten neigt sich der Einsatz dem Ende zu. „Wir haben sehr gut gearbeitet, alle sind gesund, da kann man schon sehr zufrieden sein“, sagt der Kommandeur, der sich telefonisch über die Pressestelle des deutschen Afghanistan- Kontingents beim Bayerwald-Boten gemeldet hat. „Vier Züge der 3. Kompanie und ein Zug der 4. Kompanie bleiben noch länger hier, bis Mitte Januar oder Anfang Februar“, informiert Diehl. Diese Züge werden als Reserveeinheiten zur Verfügung stehen. Sie kann der Kommandeur des Regionalkommandos Nord, Generalmajor Jörg Vollmer, anfordern, falls es zu Unruhen kommt. Größere Zwischenfälle erwartet Diehl nicht, „ich hoffe, dass die Soldaten weitestgehend in Bereitschaft und keinen Einsatz haben werden.“ Die Einheit, in der die Regener Soldaten in den vergangenen Monaten in Afghanistan Dienst getan haben, gibt es nicht mehr. Im Rahmen eines Appells in Mazar-e Sharif ist die PATF (Partnering and Advisory Task Force/Partner- und Beratungs- Einheit) Kunduz am 24. Oktober aufgelöst worden. Oberstleutnant Diehl war stellvertretender Kommandeur der PATF. Und weil es die Einheit, deren Vize-Chef Diehl war, nicht mehr gibt, gehört auch er zu den Soldaten, die Ende November wieder heimfliegen dürfen. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie er sagt. Denn als Bataillonskommandeur wäre er ganz gerne noch bei seinen Männern geblieben, die bis 2014 am Hindukusch Dienst schieben. Die Freude auf die Familie ist allerdings auch sehr groß. Was machen die Regener Soldaten zurzeit? „Nach der anstrengenden und sehr aufwendigen Verlegung über rund 300 Kilometer von Kunduz nach Mazar- e-Sharif waren erst einmal ein zwei Tage Regeneration mit Ausruhen, Sport angesagt“, erklärt der Kommandeur. Über staubige und schlechte Straßen führte der Konvoi. „Auf Kette“ rasselten da auch die Schützenpanzer Marder der Regener Soldaten mit. „Die haben sich in diesem Einsatz wirklich bewährt, sie bieten Feuerkraft und Schutz und sie sind zuverlässig“, sagt Diehl über das schwere Gerät. Mittlerweile sind alle RegenerMarder schon abgegeben, sie warten auf den Transport per Flugzeug an die Schwarzmeerküste, von dort werden sie per Schiff zurück nach Deutschland kommen. „Wir überprüfen das Material, wir machen technischen Dienst, wir machen das Gerät fertig für den Rücktransport“, beschreibt Diehl die Hauptarbeiten, die gegenwärtig in dem riesigen Feldlager bei Mazar-e-Sharif laufen. Diehl, der seit 2005 mehrmals in Afghanistan war, beurteilt die Entwicklung der afghanischen Sicherheitskräfte positiv. „Die afghanische Nationalarmee ist jetzt so weit, selbst für Sicherheit zu sorgen“, ist Diehl überzeugt. Die Ausbildung und Begleitung durch die Bundeswehr habe da unheimlich viel bewirkt. „2010 waren wir noch in der ersten Reihe, die Afghanen haben beobachtet, haben gelernt; in diesem Jahr waren die Afghanen in der ersten Reihe, wir haben nur
noch unterstützt, wenn Unterstützung nötig war.“ Und außerdem seien die „Feinde Afghanistans“, wie Diehl aufständische Elemente nennt, nicht mehr so handlungsfähig wie noch vor wenigen Jahren. Deutlich weniger Zwischenfälle, deutlich weniger Anschläge, deutlich weniger Gefechte habe es gegeben. „Die Voraussetzungen sind da, damit sich das Land positiv entwickeln kann“, ist er überzeugt, und er ist ebenso überzeugt, dass das auch an der guten Arbeit der Bundeswehr liegt. Auch nachdemoffiziellen Ende des Afghanistan-Einsatzes werden noch 600 bis 800 Bundeswehr- Soldaten im Land bleiben. Aller Wahrscheinlichkeit nach aber keine Regener. „Das Bataillon ist in der Planung nicht für Afghanistan vorgesehen“,
sagt Diehl. Turnusmäßig stünde der nächste Einsatz 2015 an, „aber da ist für Regen nichts geplant“, sagt der Kommandeur. Für ihn selbst steht bald ein Wechsel an. Im Frühjahr wird er das Kommando über das Regener Panzergrenadierbataillon an seinen Nachfolger übergeben. Der 43-jährige Diehl wird dann knapp drei Jahre Kommandeur in Regen gewesen sein, „deutlich länger als die meisten meiner Vorgänger“, sagt er. Und er sagt auch gleich, wie wohl er sich am Standort fühlt. Die Verbundenheit mit der Region habe man auch bei diesem Afghanistan- Einsatz wieder gespürt.Viele Briefe seien aus der Heimat gekommen, Pakete mit Essbarem aus den Paten-Gemeinden der Kompanien. Im Gegenzug haben die Regener Soldaten auch die Ortsschilder immer gut sichtbar im Lager aufgehängt, damit auch gleich ein jeder wusste, woher diese Soldaten kommen. „Die Regener Grenadiere haben in der Bundeswehr wirklich einen guten Ruf“, sagt Diehl. Zurück in Regen wird der 27. März ein wichtiger Termin sein für Diehl und das Bataillon. An diesem Tag wird der offizielle Rückkehrer-Appell sein, auf Divisionsebene. Und auch sonst wird den Soldaten die Arbeit nicht ausgehen. „Wir bereiten uns schön langsam auf die Einführung des neuen Schützenpanzers Puma vor“, erläutert Diehl. Die Regener werden eine der ersten Einheiten sein, die den Marder-Nachfolger bekommen werden. Und das jetzt, wo sie den Marder in den Monaten in Afghanistan so zu schätzen gelernt haben.

Quelle: www.pnp.de (Michael Lukaschik)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen